Kontakt

Aktuelle Arbeitspolitik: Karenztag bei Arbeitsunfähigkeit?

Aktuell gibt es in Deutschland eine Debatte über die Einführung eines Karenztages bei Arbeitsunfähigkeit, also einen Tag, an dem Arbeitnehmer im Krankheitsfall keinen Lohn oder Gehalt erhalten. Diese Diskussion berührt verschiedene Aspekte des Arbeitsrechts und hat unterschiedliche Meinungen sowohl von Arbeitgeber- als auch von Arbeitnehmerseite hervorgerufen.

Aktuelle Rechtslage

Nach der derzeit geltenden Rechtslage in Deutschland haben Arbeitnehmer im Krankheitsfall Anspruch auf eine Entgeltfortzahlung durch den Arbeitgeber für die Dauer von bis zu sechs Wochen. Diese Regelung ist im Entgeltfortzahlungsgesetz (EntgFG) verankert (§ 3 EntgFG). Ab dem ersten Tag der Arbeitsunfähigkeit wird der Lohn weitergezahlt, sofern der Arbeitnehmer seine Arbeitsunfähigkeit ordnungsgemäß gemeldet und nachgewiesen hat.

Debatte über den Karenztag

In der Diskussion um das Für und Wider des Karenztags wird allen voran (u.a. durch den Vorstandsvorsitzenden der Siemens AG) die Reduktion von Fehlzeiten angeführt. Der Karenztag könnte die Fehlzeiten reduzieren, da Arbeitnehmer sich zweimal überlegen würden, ob sie sich wirklich krank melden oder ob es sich um eine leichte Unpässlichkeit handelt. Zudem spielt eine Kostenersparnis für Arbeitgeber eine maßgebliche Rolle. Ein Karenztag könnte die Lohnkosten für Arbeitgeber senken, da sie nicht für den ersten Tag der Krankmeldung aufkommen müssten. Kurzum soll der Missbrauch der Entgeltfortzahlung, also das sog. „Blau machen“ verhindert werden: Die Einführung eines Karenztages könnte dazu beitragen, den Missbrauch von Krankmeldungen zu verringern.

    Gegen die Einführung des Karenztages spricht vor allem die wachsende finanzielle Belastung für Arbeitnehmer. Ein Karenztag würde vor allem Arbeitnehmer mit geringem Einkommen unverhältnismäßig hart treffen würde, da diese auf jedes Einkommen angewiesen sind. Zudem besteht ein nicht zu vernachlässigendes Gesundheitsrisiko. Es besteht die Gefahr, dass Arbeitnehmer aus finanziellen Gründen trotz Krankheit zur Arbeit erscheinen, was die eigene Gesundheit und die Gesundheit der Kollegen gefährden kann. Zudem führt die wachsende Komplexität zu mehr Bürokratie. Die Einführung eines Karenztages könnte zusätzlichen Verwaltungsaufwand und rechtliche Unsicherheiten mit sich bringen.

      Aktueller Stand der Diskussion

      Die Diskussion über den Karenztag ist noch nicht abgeschlossen, und es gibt keine einheitliche Meinung. Gewerkschaften und Arbeitnehmervertreter lehnen den Karenztag größtenteils ab, während einige Arbeitgeberverbände und wirtschaftsnahe Organisationen ihn befürworten. Die Politik ist ebenfalls gespalten, und es bleibt abzuwarten, ob und in welcher Form sich die Rechtslage in Zukunft ändern wird.

      Fazit

      Die Debatte über den Karenztag bei Arbeitsunfähigkeit im deutschen Arbeitsrecht ist komplex und von unterschiedlichen Interessen geprägt. Während die aktuelle Rechtslage eine Entgeltfortzahlung ab dem ersten Krankheitstag vorsieht, gibt es Bestrebungen, diese Regelung zu ändern, um Fehlzeiten zu reduzieren und Kosten zu sparen. Ob und wie sich die Rechtslage ändern wird, ist derzeit noch offen und wird von der weiteren politischen und gesellschaftlichen Diskussion abhängen.